Hast Du schon mal darüber nachgedacht, wieviele Klammer-Affen auf Deiner Schulter sitzen?

Wieviele Aufgaben, Gefälligkeiten und Probleme, die im Kern überhaupt nicht Deine Baustelle sind, auf Deiner Agenda stehen? Dumm nur, wenn wir unter dem Gewicht in die Knie gehen. Zeit, etwas dagegen zu tun!

Kreative Chaoten sind offen für Neues.
Sie sind aufgeschlossen, neue Themen zu entdecken.
Sie übernehmen gerne Aufgaben, bei denen sie bislang Unbekanntes lernen.
Und weil sie oft auch sehr hilfsbereit sind, haben sie schneller neue Aufgaben im Nacken sitzen als es ihnen gut tut.

Klar – neue Dinge entdecken macht Spaß. Anderen Leuten helfen auch.

Doch wie oft hast Du schon abends festgestellt, dass Du vor lauter „fremden“ Aufgaben, Gefälligkeiten und fremden Problemen gar nicht zu dem kamst, was Du „eigentlich“ erledigen wolltest?

Das Klammer-Affen-Phänomen: wer ständig die Probleme anderer übernimmt, übernimmt sich

Im Buch „Der Minuten-Manager und der Klammer-Affe“ skizzieren die Autoren Kenneth Blanchard, William Oncken Jr. und Hal Burrows ein schönes Bild, für die vielen ungefragten To-Do´s, die uns täglich „anspringen“. Die Autoren bezeichnen neue Aufgaben, sowie jeden weiteren Schritt, der in Zusammenhang mit einer Aufgabe zu erledigen ist, als „Klammer-Affen“, der uns auf die Schulter springt. Je mehr Aufgaben wir haben, desto mehr Affen sitzen auf unserer Schulter. Entsprechend formulierten sie auch die Frage: „Management Time: Who’s Got the Monkey“ und sprechen von „Monkey-Business“.

Beispiel: Du hast in meinem BLOG vielleicht den neuen Beitrag über die „Innere Kündigung“ der Berufstätigen gelesen und erzählst einem Bekannten davon. Der ist begeistert, und Du versprechst, ihm den Link zu schicken. Ihn (und mich auch 🙂 ) freut das natürlich sehr – aber „Hüpf“ – schon hast Du den Klammer-Affen „Link schicken“ auf Deiner Schulter.

Das scheint Dir jetzt vielleicht nicht sonderlich viel, aber bis zum Ende der Woche hast Du  Dir schnell mal 20 Klammer-Affen auf Ihre Schultern geladen (Ja, ich kümmere mich um den Mietwagen im Urlaub. Ja, ich schicke Dir die Netzwerktreffen-Fotos. Ja, ich stelle einen Kontakt zwischen zwei Bekannten her…..) Du kennst das sicherlich: wir übernehmen zu viele Gefälligkeiten und Kleinkram-Aufgaben. Dann ackern wir To-Do für To-Do ab, die Last der Klammer-Affen erdrückt uns schier – und unsere wirklich wichtigen Aufgaben bleiben liegen.

Zusätzlich dumm daran: andere Menschen können mit ihrer Arbeit manchmal so lange nicht weitermachen, bis sie ihren Part erledigt haben – und damit blockieren sie auch die Arbeit der anderen und produzieren Leerlauf. Berufstätige kennen das, wenn sie von Kollegen oder Vorgesetzten eine Auskunft brauchen. Der andere verspricht,  die Info asap zukommen zu lassen – tut es aber nicht. Und so ist es auch umgekehrt: je mehr kleine Gefälligkeits-Klammer-Affen Du Dir auf die Schulter lädst, desto mehr blockierst Du unter Umständen andere Menschen, wenn Du nicht sofort die gewünschten Sachen lieferst.

Sei nett und hilfsbereit – aber entscheide bewusst

Bitte versteh mich richtig: es geht mir NICHT darum, dass wir keine Mini-Aufgaben mehr übernehmen, dass wir keine netten, hilfsbereiten Menschen mehr sind. Im Gegenteil: anderen Menschen helfen mit einer Info, einem Kontakt, einem Handgriff, das macht nicht nur den anderen glücklich, sondern auch uns selbst. „Helfen macht glücklich“ haben zahlreiche Studien bewiesen. Und Glück, das wir austeilen, kommt mannigfach zu uns zurück.

Mir kommt es auf den Aspekt des bewussten Aufgaben-Übernehmens an. Hast Du alle Zeit der Welt, dann nimm Dir so viele Klammer-Affen wie Du tragen kannst auf Deine Schultern. Merkst Du allerdings, dass die Last der Affen bereits extrem viel wiegt, dann entscheide Dich bewusst, wie Du mit all Deinen Klammer-Affen umgehen willst.

Das Bild der Klammer-Affen half mir persönlich vor Jahren, als ich das Buch zum ersten Mal las, endlich mein Überlastungs-Phänomen plakativ zu erkennen. Und bewusst zu sehen: besser ist es, den ein oder anderen Klammer-Affen gar nicht erst auf die Schulter zu lassen. So stelle ich mir seitdem bei Aufgaben, Gefälligkeiten und Angeboten, die in meine Nähe kommen, einen Klammer-Affen vor (kleine Aufgabe= kleines Äffchen, große Aufgabe = Riesen-Gorilla), und kann besser abwägen, „will ich den wirklich auf die Schulter nehmen oder lieber nicht?“

Mit 8 Fragen das „Monkey-Business“ richtig machen

  1. Überlege Dir bei neuen Aufgaben oder möglichen Gefälligkeiten genau „Will ich wirklich diesen Klammer-Affen auf meine Schulter lassen?“ Oder kann der Klammer-Affe beim anderen landen, weil er sich beispielsweise den Beitrag im BLOG selbst googlen kann?
  2. Fragt der andere tatsächlich um Unterstützung? Oder habe ich in vorauseilendem Gehorsam einfach mal wieder wie üblich meine Schulter angeboten?
  3. Ist das Übernehmen der Gefälligkeit mein Service-Gedanke, der mich langfristig erfolgreich macht? Oder schieße ich übers Ziel hinaus?
  4. Versucht hier gerade jemand, seinen eigenen Klammer-Affen elegant auf meiner Schuler abzuladen? Obwohl das definitiv seine, und nicht meine Aufgabe ist?
  5. Ist der Klammer-Affe, der gerade versucht auf meine Schulter zu kommen, eine Aufgabe, die ich an jemanden delegiert hatte, und die derjenige jetzt an mich „rück-delegieren“ will?
  6. Wo ist für mich die Grenze zwischen „gemocht werden“ (und damit zahlreiche Klammer-Affen auf die Schulter zu nehmen) und mich mit fremden Dingen zu überlasten?
  7. Wo ist für mich die Grenze zwischen „Everybodys Daling“ und „Everybodys Depp“?
  8. Fühle ich mich derzeit fit uns leistungsfähig? Oder bin ich zunehmend müde und „leer“?

Überlege in der Ruhe, welche Klammer-Affen Sie ab sofort nicht mehr auf Ihre Schultern lassen. Und gewinne damit erheblich Zeit- und Spielraum für die wirklich wichtigen Aufgaben und Deine Erholung.

Viel Erfolg!