Warum nur packen wir so häufig keine neuen Herausforderungen an – obwohl wir es doch „eigentlich“ wagen wollten?

Warum nur greifen wir Gelegenheiten, die sich bieten, nicht einfach beim Schopf?

Warum verharren wir im Altbekannten, anstatt beherzt in unser Geht-ja-doch-Projekt zu springen?

Was nur bremst uns aus???????

Ganz klar: ganz häufig ist es die Angst vor dem Scheitern. Die Furcht vor dem eigenen Versagen. Und dann ist der Zug abgefahren…

Zugegeben es gibt wirklich schönere Dinge im Leben, als zu scheitern.

ABER: Fehler sind für uns unverzichtbar!

Nur durch sie können wir uns entwickeln und erfahren, wo unsere wirklichen Stärken und Schwächen liegen.

Warum sind wir dann so streng zu uns, wenn’s mal nicht klappt? Scheitern wird in unserer Gesellschaft in der Regel als etwas Schlechtes angesehen – kein Grund zum Feiern, denn schließlich hast Du versagt, wird uns gleich um die Ohren gehauen und laut einer Studie des Wirtschaftspsychologen Michael Frese befindet sich Deutschland bei der Fehlertoleranz auf dem vorletzten Platz. Strenger ist nur noch Singapur (siehe Zeit Wissen Nr. 4/2013). Da verwundert es nicht, dass wir so schnell an uns selbst zweifeln.

Umso wichtiger ist es, dass wir uns ganz bewusst Fehler zugestehen und sie als Erkenntnischance sehen, nach dem Motto: Scheitern macht gescheiter! Also ab in den Müll mit der negativen Scheitern-Brille und auf zu neuen Ufern.

Hier meine 5 Hammer-Methoden, mit denen Du endlich mehr wagen kannst:

#1 Gescheit Scheitern: DIE OFFIZIELLE FEHLER-ERLAUBNIS

Als Erstes: Erlaube Dir von jetzt an, Fehler zu machen. Erteile Dir am besten sofort eine schriftliche Genehmigung 🙂

  • Nimm Dir einen schönen Papierbogen und erteile Dir die Fehlererlaubnis. Das kann ungefähr so aussehen: „Ich, (Name), gestehe mir ab heute feierlich zu, Fehler zu machen. Sie zeigen mir, wo meine Talente liegen und ich lerne dadurch ständig dazu. – (Ort, Datum, Unterschrift)

  • Hänge Dir das Zertifikat an einem Dir wichtigen Platz in der Wohnung auf.

  • Erlaube Dir auch ein Projekt an die Wand zu fahren.

  • Sei gnädig mit Dir selbst, wenn mal nicht alles wie am Schnürchen läuft.

  • Sei Dir bewusst, dass einer der grössten Fehler der ist, Angst vor Fehlern zu haben!
    Denn:

    • Menschen, die Angst haben zu scheitern, sind nicht kreativ.
    • Mitarbeiter, die Angst haben, einen Rüffel zu bekommen, sind nicht kreativ.
    • Teams, die keinen „Nonsens“ spinnen dürfen, denken nicht quer.
    • Unternehmen, die keine Fehlinvestitionen verkraften können, ersticken am bisherigen Einheitsbrei.

#2 Gescheit Scheitern: DARE TO TRY

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Dieses alte Sprichwort zeigt bereits, dass Gewinnen unmittelbar mit dem Wagnis verbunden ist. Die Chance, dass es schief geht, ist also gar nicht so gering. Trotzdem wird bei uns in aller Regel nur der Sieger gefeiert, nicht der, der an seiner genialen Idee gescheitert ist.

Einen anderen Weg geht hier die indische Industriegruppe Tata, berichtete The Sunday Times. Tata belohnt mit ihrem „Dare to try“-Award nicht die Sieger, sondern die an ihrer guten Idee Gescheiterten. So kommen völlig neue, unkonventionelle Ideen zustande. Aufkeimende Kreativität wird schließlich nicht mit dem Satz „Daraus wird doch eh nichts!“ abgewürgt.

Dieser Blickwinkel hat noch einen weiteren positiven Nebeneffekt: Wir trauen uns, uns größere Ziele zu stecken. Über den Tellerrand hinauszusehen. Mit den Gedanken zu spielen, was alles „eventuell möglich wäre“. Schließlich wäre es nicht so schlimm, wenn es dann doch nicht klappen würde.

Auch die amerikanische Firma Ben & Jerry’s versteckt nicht ihre Fehler. Der Eishersteller ist bekannt für seine ausgefallenen Kreationen. Doch die sind nur möglich, weil die Mitarbeiter die Freiheit haben zu experimentieren. Ist die neue Sorte ein Flop, dann bekommt sie einen Ehrenplatz – auf dem „Friedhof der Eissorten“ hinter der Ben & Jerry’s-Fabrik in Waterbury, Vermont, auf einem Hügel mit Blick über die Fabrik, komplett mit Grabsteinen und originellen Gravuren für jede Eissorte, und auch auf der Ben & Jerry’s Website. Was für eine Hommage an die Querdenker und das Scheitern-Dürfen!

Schaff ich das wirklich? Bin ich gut genug dafür? Dare to Try!

scheitern-flops-friedhof ben jerry
  • Schnappe Dir also ein Projekt, das Dich im Grunde wahnsinnig lockt, bei dem Du aber nicht genau weißt, ob es ein Erfolg wird.

  • „Was für eine Blamage, wenn es schiefgeht“ Diesen Gedanken schieb bitte beiseite und mache stattdessen einen Zeitsprung: 5 Jahre später – und Du hast es nicht gewagt Deine Idee nicht umzusetzen – nichts hat sich verändert. Wie fühlt sich dieser Gedanke an?

  • Wenn Du jetzt ein wehmütiges Ziehen verspürst und Dir vielleicht dabei denkst „Die Chance hab ich endgültig verpasst“, dann stürze Dich in das Abenteuer

  • Wenn es nicht klappt, scheue Dich nicht davor, Deine Fehler und Irrtümer zuzugeben. Statt Dich zu verkriechen, kannst Du zum Beispiel so reagieren: „Gestern hab ich meine neue Geschäftsidee endgültig aufgegeben. Die Idee war super, aber leider hat’s nicht geklappt. Also hab ich mich erst mal zum Essen eingeladen und richtig gefeiert – weil ich’s trotzdem probiert hab.“ Bravo! 🙂

Natürlich ist es sicherer, alles beim Alten zu belassen. Allerdings kommst Du dann auch nie vom Fleck!

#3 Gescheit Scheitern: DIE HELDENWAND

Negative Dinge bleiben uns leichter im Gedächtnis als positive. Damit wir abends trotzdem mit einem guten Gefühl zu Bett gehen, hilft es, sich die kleinen Erfolge des Tages wieder ins Gedächtnis zu rufen.

  • Mache Dir dafür Deine Schlafzimmertür zur Heldenwand.

  • Schreibe jeden Abend drei Erfolge des Tages auf jeweils einen Post-it und klebe sie an die Schlafzimmertür. (Es dürfen natürlich auch mehr sein.)

  • Am Morgen siehst Du dann sofort, was am letzten Tag gut lief und startest gut gelaunt in den neuen Tag.

#4 Gescheit Scheitern: DAS ÄRGERVERBOT

Jetzt, wo Du Dir Fehler erlaubst, brauchst Du Dich auch nicht mehr über Dich selbst zu ärgern.

  • Achte darauf, wie oft Du Dich selbst beschimpfst und erinnere Dich immer wieder an Deine Fehlererlaubnis.

  • Ersetze Deinen Ärger durch Humor und nehme Dich selbst nicht so ernst.
    Für den Anfang kann es helfen, bei jedem Fehler die Mundwinkel hochzuziehen. Das allein hebt schon die Stimmung.

  • Vor allem mach Dir klar, dass Ärgern, die Fehler nicht rückgängig macht, dass Du Dir mit Ärgern nur wertvolle Energie raubst und Dich damit ausbremst für neue Ideen.

#5 Gescheit Scheitern: DIE POSITIVE SEITE

Je eher wir dem Scheitern etwas Gutes abgewinnen können, desto schneller überwinden wir auch unseren Misserfolg. Das ist zwar schwer, doch meist öffnen sich neue Türen. Im Nachhinein stellt sich dann heraus, dass das genau das Richtige war.

  • Behalte also die Zukunft im Blick und mache Dir gleichzeitig klar, was trotzdem gelungen ist.

  • Freu Dich über Deine persönliche Entwicklung! Schaue nicht so sehr auf ein „End“-Ziel, sondern behalte Dein Entwicklungsziel im Auge: was hast Du gelernt? Inwiefern hat Dich diese Erfahrung reifen lassen? Dich weiterentwickelt? Dir wertvolle Dinge, Menschen, Orte gezeigt, die Du ohne Ausprobieren gar nicht kennengelernt hättest?

  • Betrachte das Scheitern als eine Zwischenetappe, auf die Du aufbauen kannst, nach dem Motto von Silicon Valley: „Fail fast to innovate faster!“

Natürlich kann man aber nicht jeden Fehler lapidar weglächeln. Und manchmal braucht es Jahre, um an dem gescheiterten Projekt das Gute zu erkennen, obwohl dabei ein hübsches Sümmchen den Bach runter ging.

Doch Du wirst feststellen, dass sich aus jedem Fehler etwas lernen lässt, war er auch noch so ärgerlich. Und das sind meist die effektivsten Lektionen und bedeutet das Erreichen eines anderen Ziels!

„Fehler sind die wunderbare Gelegenheit neu anzufangen – nur intelligenter“   😊 (Henry Ford)

Warum gerade Überflieger scheitern

Oft sind es gerade die fleißigsten und ambitioniertesten Erfolgstypen, die scheitern, weil sie mit Leidenschaft an die Projekte rangehen. Doch wer sich mit Leib und Seele dem Erfolg verschreibt, macht sein Selbstwertgefühl davon abhängig und erlebt schnell eine emotionale Achterbahnfahrt, die in einer Überforderung oder sogar in einem Burn-Out enden kann. Gründe fürs Scheitern könnten sein:

  • Zu hohe Ansprüche an sich selbst.
  • Hungern nach Lob und Aufmerksamkeit
  • Zu hohe Arbeitsbelastung, die zu Fehlern führt
  • Sich im Perfektionismus zu verlieren und dabei den Überblick zu verlieren, was wirklich wichtig ist
  • Nicht delegieren zu können und zum überforderten Einzelkämpfer zu werden

Ansprüche an uns selbst zu stellen ist wichtig für das eigene Vorankommen. Allerdings können diese Ansprüche uns schnell zum Verhängnis werden, wenn wir als Messlatte 100 Prozent vor Augen haben und die erreichten 80 Prozent des erreichten Ziels unter den Tisch fallen lassen. Dabei stellen wir uns selbst ein Bein. Deshalb dreh das Bild vom Scheitern um und erkenne nicht nur Deine Fehler, sondern auch den Weg, der eine Chance ist, wieder neue Türen zu öffnen.

Und jetzt DU! Wachse an Deinen Erfahrungen und frage DICH:

  • Welche Aktionen in Deinem Umfeld, Deinem Unternehmen, Deiner Familie betrachtest Du als gescheitert?
  • Woran bist Du selbst schon mal gescheitert?
  • Woran sind Menschen gescheitert, die Dir nahestehen?
  • Was ist jeweils Gutes daraus erwachsen?
  • Welche Dinge konnten nur entstehen, weil diese Erfahrungen da waren?
  • Für was war es gut, dass es damals so kam?

Wenn Du allerdings immer wieder den gleichen Fehler machst, solltest Du der Sache auf den Grund gehen. Dann liegt es meist an alten Mustern und geschwätzigen Fehlerteufelchen, die Dir auf der Schulter hocken und Dich sabotieren mit Sätzen wie: „Du bist eben nicht gut genug.“ Oder die Dich „zwingen“ perfekt zu sein? Immer Vollgas zu geben? Oder es immer allen recht zu machen?
Dann hol Dir dazu gerne Unterstützung in meinem Online-Kurs „Enttarne Deine inneren Antreiber und Saboteure“

Artikel frisch aufbereitet im August 2021.

Innere Antreiber enttarnen und entmachten: mit dem Online-Kurs in die Tiefe gehen

Wenn Du meine Arbeit und meine bisherigen Bücher bereits ein wenig kennst, dann weisst Du, dass ich bei allen Lösungen gerne genauer hinschaue und auf Strategien ziele, die unser Leben wirklich und nachhaltig verbessern können. Also keine „Husch-Husch-Oberflächenkosmetik“, sondern echte Veränderungen. Besonders bei diesem Buch war mir das wichtig! Denn wenn wir nicht wirklich abschalten, dann hat das ganz viel damit zu tun, dass kleine innere Saboteure uns das Leben schwer machen. In Kapitel 6 nehmen wir uns deshalb den On-Treiber „Innerer Drang“ vor, und Du lernst, warum Dir hinderliche Überzeugungen (Glaubenssätze, Antreiber), wie „Sei perfekt!“, „Sei stark!“ oder auch „Mach es allen recht!“ ein echtes Abschalten vereiteln.

In meinem Buch „Geht ja doch – Wie Sie mit 5 Fragen Ihr Leben verändern“ sind diese Dir bereits in ähnlicher Form als „Gegenwind“ begegnet – diesmal gehen wir tiefer. Und zwar so tief, dass ich sogar einen eigenen Online-Kurs entwickelt habe, mit dem wir unsere „Inneren Saboteure zu Freunden machen“ können. In Hinblick auf das Buch wirst Du die Erkenntnisse aus dem Online-Kurs nutzen können, um Deine „On-Treiber“ zu entmachten. In Hinblick auf andere Themen in Deinem Alltag wirst Du endlich selbstbestimmt Dein Leben gestalten können – anstatt Dir von inneren Saboteuren den Erfolg nehmen zu lassen.