Romain Puértolas, französischer Bestsellerautor und, wie wir im Interview erfahren haben, bekennender Kreativen Chaoten hat einen wunderbar witzigen Roman geschrieben. Hier unser Buch-Tipp zu „Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem IKEA Schrank feststeckte“ und ein Interview mit Romain Puértolas: „Ein Lächeln und eine Sprache, das ist das Rezept für den Erfolg“.

Den „Fakir“ habe ich auf einer meiner Reisen im Flugzeug gelesen – thematisch sehr passend – und war sofort fasziniert von den skurrilen, originellen Ideen. Umso mehr, da es Romain Puértolas erster Roman ist. Ich bat ihn also um ein Interview, um nach seinem Erfolgsrezept zu fragen. Im Gespräch verrät er, dass wir vor allem nie aufgeben dürfen und uns selbst treu bleiben sollen – und er entpuppt sich nebenbei als waschechter Kreativer Chaot.

Romain Puertolas, Sie bekritzeln gerne Post-it-Zettel, haben in Frankreich, Spanien und England gelebt, waren DJ, Polizist, Zauberkünstler, Flugverkehrsmanager und Übersetzer. Das klingt nach einem echt kreativ-chaotischen Leben, einem unkonventionellen Lebenslauf.

Schön zu hören dass meine Krankheit einen Namen hat! Ich bin also ein Kreativer Chaot, das gefällt mir!

Wie kam es zu Ihrem Roman? Ein lang gehegter Traum? Eine spontane Idee?

Ich werde den ganzen Tag über von neuen Ideen überfallen. Dabei kommt der Text ganz von allein, andauernd. Ich muss mich gar nicht anstrengen oder nachdenken, er ist einfach da und ich nutze alles als Papier, was ich eben zur Hand habe (Taschentücher, U-Bahn-Tickets, Post-its, Smartphone, …) Der „Fakir“ ist mein achter Roman, die anderen sieben wurden alle abgelehnt. Und ich habe bereits hunderte von Geschichten geschrieben. Ich höre nie auf. All meine Ideen kommen spontan.

Gleich mit dem Debüt-Roman einen Bestseller landen, davon träumen viele Autoren.

Vergessen Sie nicht: es ist zwar der erste veröffentlichte Roman, aber insgesamt schon mein achter! Seit ich sieben bin, habe ich Geschichten geschrieben. Ich hätte nie gedacht, dass eine davon jemals veröffentlicht, geschweige denn ein Bestseller wird!

Welche Tipps haben Sie für Ihre Nachwuchs-Kollegen? Gibt es ein Erfolgsrezept für Bestseller?

Mein Ratschlag? Schreib zu deinem eigenen Vergnügen, so wie ich, und denk nicht daran, ob irgendwann etwas davon veröffentlicht wird. Normal ist nämlich, dass du schreibst und nichts davon veröffentlicht wird. Früher habe ich von jedem meiner Romane drei Kopien für meine Kinder gedruckt. Und nun wird mein Buch in der ganzen Welt verkauft. Das ist einfach unglaublich… Mein zweiter Ratschlag ist, einfach du selbst zu sein und dich nicht an die aktuelle Literatur-Mode anzupassen. Ich habe für französische Verhältnisse etwas vollkommen Neues geschrieben und angenommen, dass mein Buch in Frankreich niemals Erfolg haben würde. Französische Literatur ist sehr gehoben, ernst und traurig. Also genau das Gegenteil von dem, was ich schreibe. Und trotzdem war es ein Erfolg.

Teile Ihres Buches haben Sie auf einem Ihrer Hemden geschrieben, weil Sie nicht genug Papier dabei hatten. Kommen Ihnen immer die besten Ideen, wenn Sie unterwegs sind?

Ich schreibe immer unterwegs, umso mehr im Moment, weil ich für die Promotion-Tour des „Fakir“ ständig durch die ganze Welt reise.

Und wie schreiben Sie am liebsten? Jeden Tag ein bisschen oder alles auf einmal?

Ich schreibe auf meinem Smartphone, in der U-Bahn und in der Schlange im Supermarkt. So habe ich das auch für den Fakir gemacht. Ich halte es einfach nicht aus, am Computer zu schreiben. Ich hab so viele andere Dinge zu tun…

In der Tat scheinen Sie eine riesige Menge an verschiedenen Interessen und Talenten zu haben – Musik, Schreiben, Sprachen, Meteorologie, verschiedene Länder und Kulturen – wie schaffen Sie es, das alles unter einen Hut zu bringen?

Ich bin unglaublich neugierig und wenn mich die Leidenschaft an etwas packt, höre ich gar nicht mehr damit auf. Ich lerne sehr viel, eigentlich höre ich nie damit auf. Alles, was ich bisher gelernt habe, hilft mir weiter. Dabei sind Sprachen das allerwichtigste im Leben. Sie haben mir alle Türen geöffnet. Ein Lächeln und eine Sprache, das ist das Rezept für den Erfolg.

Welchen spannenden Beruf üben Sie momentan noch aus?

Momentan bin ich Vollzeitreisender und Autor.

Sie sind in Ihrem Leben schon sehr oft umgezogen – ungefähr 30 Mal! Hilft Ihnen ein Umgebungswechsel, neue Ideen zu generieren?

31 Mal in 38 Jahren. Ja, ich kann behaupten, dass ich gerne umziehe. Ein neuer Ort bedeutet ein neues Leben. Ich hatte also schon 30 Leben in meinem Leben, das ist großartig. Jetzt kann ich ohne Angst sterben.

Wo leben Sie im Moment?

Ich bin erst von Paris weggezogen und lebe nun in Malaga (Spanien). Umzug Nummer 31!

Wo können wir Sie in den nächsten Monaten treffen? Werden Sie neben Hamburg auch in anderen Städten Lesungen geben?

In Hamburg und Berlin. Ansonsten in England, Südafrika, Kanada, etc. In all den 36 Ländern, in denen der Fakir veröffentlicht wurde. Also eine Menge Möglichkeiten, sich zu treffen!

Vielen Dank!

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Meine Rezension zu „Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte“

Was macht ein indischer Fakir bei IKEA in Paris? Ganz klar, er möchte sich das Nagelbett „Likstupiksta“ kaufen, natürlich mit gefälschtem Geld. Überhaupt hat er bis auf einen gefälschten 100-Euro-Schein nichts Bares dabei. Und so beschließt er einfach, im Möbelhaus zu übernachten. Schlafgelegenheiten gibt es ja genügend. Doch ausgerechnet der IKEA-Schrank, den er dafür auserkoren hat, wird dann auf eine Reise um die halbe Welt geschickt. Und er mitten drin. Puértolas Geschichte ist ein Schlemenstück mit großem Unterhaltungswert, hat aber auch seine ernsten Seiten. Es geht darum, ein neues Leben zu beginnen und aus den wenigen vorhandenen Mitteln das Bestmögliche zu machen.

Fazit: Eine skurrile, lustige, teilweise auch rührende Geschichte mit unaussprechlichen Namen, unerwarteten Wendungen und starken Charakteren. Die perfekte Strandlektüre zum Entspannen.

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