Purpose oder die „Frage nach dem Sinn“ wird auch im Berufsleben immer wichtiger.

Immer mehr Menschen möchten heute „sinnvoll“ arbeiten, zeigt eine aktuelle Umfrage des Beratungsunternehmens Korn Ferry. Demnach stehen 59 Prozent der Berufstätigen morgens nur deshalb gerne auf, wenn sie überzeugt sind, dass ihr Job Sinn mache. Lediglich 11 Prozent treibt die Aussicht auf ihr Gehalt aus dem Bett! Für mich als Kreative Chaotin ist das eine absolut nachvollziehbare Aussage, und vielleicht auch genau der Grund dafür, dass die Sinn-Frage vom ersten Tag an eine wichtige Grundlage meiner Zeitmanagement-Kurse und meiner „Zeitmanagement-Torte“ ist 🙂

Purpose: was es bedeutet

Der Begriff „Purpose“ kann übersetzt werden mit Sinn, Bestimmung oder auch Absicht, Intention. Von der Bedeutung her liegt der Fokus des Begriffes auf der Sinnhaftigkeit. Purpose sucht in einer fast schon philosophischen Haltung nach Antworten auf Fragen wie: Warum macht ein Mensch etwas? Warum macht er etwas nicht? Welchen (höheren) Sinn sieht die Person in ihrem Tun? Und bezogen auf das Berufsleben: Welchen höheren Zweck verfolgt ein Unternehmen tatsächlich? Also nicht nur in schönen, frommen Worten auf der Website! Sondern was ist wirklich gelebte sinnstiftende Firmenkultur?

Leading from Purpose

Mit „Leading from Purpose“ hat sich konsequenterweise deshalb auch in den letzten Jahren eine sinn-orientierte Führungs-Haltung entwickelt, die als echter Schlüssel für mehr Mitarbeiter-Motivation gilt. „Purpose-Driven-Leadership“ oder „sinnorientiertes Führen“ legt den Fokus darauf, dass die zu erledigenden Aufgaben den inneren Antrieb der Mitarbeiter anspricht. Heißt konkret: idealerweise tun wir etwas, das unseren Werten, Motiven, Präferenzen und Interessen entspricht.

Wer Aufgaben unter dem Purpose-Aspekt verteilt, der garantiert, dass die Ausführenden eine hohe intrinsische Motivation haben und aus sich heraus Spitzenleistung erzielen werden. Menschen, die einen Sinn in ihrem Tun erleben, die gehen zielgerichtet und quasi unbeirrbar vor. Denen muss man nicht ständig auf die Zehen treten, und sie zum Handeln animieren – sie handeln, weil sie aus tiefster innerer Überzeugung handeln wollen.

Für Dich als Vorgesetzter, Kolleg:in oder Aufgaben-Abgeber:in im privaten Alltag bedeutet dies, dass Du nicht umständlich „motivieren“ musst – Du musst lediglich die Sinnhaftigkeit erläutern, der Rest passiert fast schon von selbst.

„Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind ein günstiger“, wusste schon der römische Philosoph Seneca. Und so wird es auch für Unternehmen und Teams immer wichtiger zu wissen, wo der Hafen liegt, in den das Boot einlaufen soll.

Den Purpose kennen

Wie ist das bei Dir – an Deinem Arbeitsplatz, in Deinem Unternehmen?

  • Kennst Du den höheren Sinn Eures Tuns?
  • Wo soll Eure Reise hingehen?
  • Welches Ziel strebt Ihr an?
  • Was ist der Hintergrund dieser oder jener Aufgabe?
  • Welchem höheren Zweck dient die einzelne Aufgabe?
  • Welchen Sinn hat es, dies zu tun?
  • Welche Folgen hat es, wenn die Aufgabe nicht, nicht rechtzeitig oder nicht vollständig ausgeführt wird?
  • Was kann schlimmstenfalls passieren?

Kennst Du die Antworten auf diese Fragen? Super – dann hast Du schon mal eine wichtige Grundlage für sinn-orientiertes Tun!

Du kennst die Antworten nicht? Dann suche sie! Gerade die Igor Ideenreichs sind die absoluten WARUM-Frager! Bringe in Erfahrung, warum bestimmte Dinge bei Euch gemacht werden müssen – das ist DEIN Schlüssel zur Zufriedenheit. Gut, ok, manchmal müssen wir auch Aufgaben erledigen, die uns absolut sinnlos erscheinen – das ist schon ok, so was auch mal zu machen. Aber den Großteil unserer Zeit sollten wir in jedem Fall Dinge tun, die uns sinnhaft erscheinen 🙂

Purpose deutlich machen beim Delegieren

Gib die Antwort auf das WARUM auch an die Menschen weiter, die für Dich Aufgaben ausführen. Lass die anderen nicht nur Befehlsempfänger sein, die das große Ganze nicht zu interessieren hat. Wenn Du das WARUM erläuterst, dann hilft das dem anderen, die Aufgabe in ihrer Bedeutung zu begreifen und damit die Wichtigkeit zu erkennen. Wer weiß, welche Ziele erreicht werden können, wenn er fristgerecht und gut liefert, der fühlt sich bedeutsam und gebraucht. Auch dies stärkt die Eigenmotivation und damit die Qualität der Arbeit.

Und Zusatz-Benefit: Hat Dein Gegenüber das WARUM verstanden, dann hat er vielleicht ganz andere Ideen, viel bessere Ideen, wie Ihr dieses Ziel erreichen könnt. Und das bedeutet: Je klarer allen das höhere Ziel ist, desto effektiver und effizienter könnt Ihr unter Umständen vorgehen. Das geht allerdings nur, wenn Du kein exaktes Wie vorgibst, sondern den Weg zum Ziel offenlässt. Lass Kreativität zu, erlaube es, die bisherigen Wege infrage zu stellen, ermögliche „disruptive Innovationen“. Solange Ihr auf das gewünschte Ziel einzahlt, so lange ist alles gut.

Kennst Du Deinen eigenen Purpose?

Soweit, so gut.

Doch richtig Fahrt aufnehmen wird das sinn-orientierte Tun erst, wenn der Purpose an Deinem Arbeitsplatz, in Deinem Unternehmen auch mit Deiner eigenen Sinnhaftigkeit übereinstimmt. Und das bedeutet, dass Du Dich immer mal wieder auf die Reise zu Deinen eigenen Werten und Motiven machen darfst.

  • Was treibt Dich im tiefsten Inneren an?
  • Was liegt Dir wirklich am Herzen?
  • Was ist der höhere Zweck Deines eigenen Tuns?
  • Welche Werte sind für Dich absolut wichtig?
  • Was motiviert Dich wirklich?

Die nebenstehende „Werteliste“ kann Dich inspirieren, was einen Teil Deines Purpose ausmacht.

werteliste-purpose

Purpose = Eso-Kram?

Du zuckst gerade leicht verächtlich mit den Schultern und sagst: „Pah – das ist doch alles Eso-Kram! Ein Job ist ein Job, da muss man doch keine Sinnfrage stellen!“

Ja, mit dieser Haltung bist Du nicht allein! Das Thema Sinnfindung im Beruf polarisiert: die Einen hören davon, springen sofort darauf an, schmieden große Pläne, was man „eigentlich“ bewirken will und stellen ihre bisherige Laufbahn komplett in Frage.

Die anderen winken resigniert ab und weisen darauf hin, dass die Suche nach Erfüllung oder Sinn bei der Arbeit wohl eher ein Luxusproblem sei. Für sie bedeutet Arbeiten gehen einfach nur Geld verdienen – mehr wollen sie gar nicht.

Beide Positionen sind verständlich – aber zu extrem.

Wenn Du später mal zufrieden auf Dein Leben zurückblicken willst, dann geht es vor allem darum, berufliche Ziele und Tätigkeiten immer mehr nach den eigenen Werten und Wünschen zu gestalten, ohne dass wir uns in einem rosa-roten Märchenschloss-Denken verlieren. Wie Du vielleicht schon aus meinem Buch „Geht ja doch!“ weißt, lebe ich nach dem Motto „Es geht nicht alles im Leben – aber es geht mehr, als wir immer denken!“ 🙂

Wer seinen Job nicht nur als Geldquelle für die Miete und das Essen sieht, sondern auch von Montag bis Freitag und zwischen 8 und 18 Uhr Erfüllung erleben will, der darf sich mit der Frage nach der Sinnstiftung beschäftigen. Das war auch dem SPIEGEL klar, und so hat die Redaktion mich gebeten für das aktuelle Heft SPIEGEL COACHING ein Mini-Training zu entwickeln, um den eigenen Purpose zu entdecken.

Gönne Dir ein Reflektieren, wie es z.B. auch die Teilnehmer meines Online-Trainings „Geht ja doch!“ machen. Wer seinen Purpose, seine Werte, seine Motivatoren kennt und auch im Job ausleben darf, der freut sich auf den neuen Arbeitstag. Der trifft in der Regel auch auf gleichgesinnte Kollegen, die den gleichen Purpose erleben, der wird sich ganz anders motiviert ins Team einbringen und baut vor, einen Burnout durch Frust zu bekommen.

Ist es egoistisch, den eigenen Purpose auszuleben?

Nein, im Gegenteil! Wenn Du weißt, was für Dich sinnstiftend ist und Du Dir entsprechend den passenden Arbeitgeber suchst, dann bist Du für dieses Unternehmen Gold wert. Deine Kollg:innen und das Team weiß, dass Du Dich mit vollem Engagement einbringst – und nicht nur Dienst nach Vorschrift schieben wirst. Damit hast DU Spaß bei der Arbeit UND bringst das Unternehmen nach vorne.

Und das muss jetzt auch nicht unbedingt bedeuten, dass Du wenig verdienen wirst, wenn bei Dir beispielsweise Idealismus und Soziales Denken hohe Werte sind. Seit vielen Jahren erleben wir unter dem Schlagwort „Social Entrepreneurship“ dass Gutes tun und wirtschaftlicher Erfolg sich nicht ausschließen. Finde heraus, was Deine Sinnhaftigkeit ist – und dann suche Dir das passende Nest.

Wie ist das bei Dir?

Kennst Du Deinen Purpose? Und wie kannst Du ihn im Beruf ausleben? Ich freue mich auf Eure Gedanken! 🙂

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