Eva Loschky, Stimm-Coach und Sängerin, plaudert mit uns über ihr neues Hörbuch und erklärt wann „die Gabel voll“ ist und was wir von Gorillas lernen können.

Eva Loschky kenne ich nun schon lange Jahre und habe viel von ihrem Wissen und ihrer sprühenden Begeisterung profitiert. Zwischen zwei Seminaren trafen wir uns zu einem Gepräch über ihr neues Hörbuch.

Eva, nach dem Podcast gibst Du nun viele Tipps im Hörbuch. Was erwartet die Hörer im Hörbuch, was sie im Podcast so nicht erleben?

Ich produziere den Podcast sehr spontan, nehme mir ein Thema und los geht’s. Im nächsten Podcast z.B. findet man Interviews, die ich auf der Leipziger Buchmesse mache. Das Hörbuch hingegen ist ein „durchkomponiertes“ Stimmtraining, sorgfältig aufbereitet, unterstützt von westafrikanischer Livemusik und den Sängern von Cantabene. In Dreiminuten-Einheiten trainiert der Hörer mit und kann dadurch seine Stimme und sein Sprechen systematischer und nachhaltiger als im Podcast optimieren.

Du sprichst in deinem Hörbuch sehr langsam und deutlich. Ist das wichtig, um besonders gut anzukommen? Schließlich denken manche Leute, je schneller sie fertig sind, desto besser.

Ich vergleiche Hören, Verarbeiten, Verstehen, also die Leistungen des Zuhörers, immer gerne mit Essen: wenn Dein Mann Dich etwas probieren lässt, dann schmeckt es am besten, wenn er die genau richtige Menge auf die Gabel platziert. Dann kannst Du den Mund entspannt öffnen, die Delikatesse nehmen und genüsslich kauen und schmecken. Beim Sprechen ist es genauso: nach ca. 8 bis 12 Wörtern ist die „Gabel voll“. Der Zuhörer braucht eine kleine Pause – die Einatempause des Sprechers – um das Gehörte zu verarbeiten und zu verstehen. Langsam heißt also, Pausen zu setzen. Meine langsame Sprechweise entsteht durch meine gezielte Pausensetzung. In der Pause nehme ich in der Realsituation die Reaktionen der Zuhörer wahr und kreiere ein inneres Bild zu dem Inhalt des Gesagten.

„Singen ist Fitness-Training für die Stimme!“ (Eva Loschky)

Was sind denn die häufigsten Fehler, die Leute bei Stimme und Aussprache machen?

Ich mache mit allen meinen Klienten eine Audioanalyse ihres Sprechens. Beim Abhören der Aufnahme stöhnen ca. 90% aller Klienten kurz auf und sagen zu sich selbst „Mach doch mal einen Punkt“. Der häufigste Fehler: die Menschen sprechen ohne Punkt und Komma, ein Symptom unserer pausenlosen Zeit. Dadurch verhaspeln sich dann viele bei der Artikulation – diese wird undeutlich – und der Atemrhythmus wird gestört. Doch: Pausen setzen, sich Raum nehmen will gelernt sein! Das hat auch viel mit Selbstbewusstsein zu tun!

In Deinem Hörbuch wird auch viel gesungen. Was genau hat Stimme mit Singen zu tun?

Singen ist für die Stimme Aktivierung und Fitnesstraining, genau wie Jogging für den Körper. Wir leben in einer bewegungsarmen Zeit, das betrifft auch die Stimme: wir singen nicht mehr, rufen nicht mehr laut (da greifen wir zum Handy), nehmen bereits bei einem Seminar mit 40 Leuten das Mikrophon. Ein Großteil unserer Stimmlippen- und Artikulationsmuskulatur liegt dadurch brach. Mit Singen oder Trällern erweitern wir das Klangspektrum unseres Stimme.

Wenn man mit Deinem Hörbuch arbeitet, sollte man sich am besten einen Raum mit viel Platz suchen. Warum ist  Bewegung so wichtig für unsere Stimme?

Wenn wir uns bewegen, wird der Atem aktiviert. Sprechen ist Ausatem. Dein Ausatem versetzt Deine Stimmlippen in Schwingung. Der Ausatem wird dadurch in Schallwellen, in Stimmklang umgewandelt. Je besser der Ausatem, desto besser die Stimme. Die Kehle ist also unser Tonstudio, unser Körper ist unser Lautsprecher. Je lockerer und durchlässiger unser Körper ist (das erreichen wir über Bewegung), desto besser funktioniert der Lautsprecher, desto besser klingt unsere Stimme. Steht ein Sprecher unbewegt, steif, mit hochgezogenen Schultern vor seinem Publikum, bleibt auch seine Stimme farblos und klangarm. Wenn man sich jedoch traut, zu gestikulieren, mit Händen und Füßen, lebendig wie ein Italiener zu sprechen, dann kommt Energie in die Stimme und man kann begeistern!

„Wir können von Gorillas lernen!“ (Eva Loschky)

Was hat es mit der Gorilla-Taktik auf sich?

Gorillas sind schlauer als wir Menschen. Sie bereiten sich körperlich, energetisch und stimmlich auf Kommunikation, auf das Zusammentreffen mit einem anderen Gorilla vor. Wir Menschen hingegen machen das in der Regel nur inhaltlich. Wir überlegen uns noch mehr Argumente, lesen eventuell noch etwas nach, korrigieren die Folien für die Powerpointpräsentation – bereiten uns im Kopf vor. Dabei ist das „wie“ wir etwas sagen entscheidend für eine erfolgreiche Kommunikation. 90 Prozent unserer Wirkung machen Stimme, Sprechweise und Körpersprache aus! Die Gorillataktik  zeigt 5 Wege auf, sich körperlich und stimmlich schnell und effektiv auf eine Kommunkationssituation vorzubereiten.

Hast Du noch ein paar konkrete Tipps, mit denen wir bei Lampenfieber unsere Stimme ölen können?

Wichtiges Prinzip bei Lampenfieber ist Bewegung, denn Stress bauen wir am besten über Bewegung ab.

  • Erster Tipp: plane am Tag eines wichtigen „Stimmauftritts“ eine Bewegungssession ein. Ich persönlich nehme mir dafür eine Stunde am Tagesbeginn Zeit (gehe joggen, mache Yoga o.ä.). Dadurch baue ich Stress ab und Eutonus (Wohlspannung) auf.
  • Zweiter Tipp: Die ersten 10 Sätze sollten durchdacht sein super und mehrfach laut geprobt sein. Wichtiges Prinzip: starte die Kommunikation stets mit einem „earcatcher“, einem Aufhorcher, einem Knüller. Das kann z.B. eine provokative These sein, eine persönliche Geschichte sein. Sprich diese Sätze noch ein paar Mal laut, unterstützt von großer Gestik am Tag des „Stimmauftritts“.
  • Dritter Tipp: Unmittelbar vor dem Stimmauftritt braucht es eine kleine körperliche Aktivierung. Man kann z.B. auf die Toilette gehen und sich mit einem riesigen „Igitt“, angefangen mit einem Kopfschütteln, das den ganzen Körper und die Stimme erfasst, die Spannung abschütteln. Dann wärmst Du die Stimme auf, indem Du ein Motorrad imitierst: brrrrrrrm, brrrrrrrrrrrrrrrrrm, brrrm, brrrm!
  • Vierter Tipp: Bevor Du anfängst zu sprechen, beherzige den Rat, den sich eine meiner Klientinnen kurz vor ihrem Auftritt selbst gab: „Du hast noch einen Moment Zeit, mach dich locker, atme aus, öffne dich,- lass dir helfen, geh da vor, stehe fest, du hast Zeit, atme aus, locker!“ Atme stets tief aus und fange dann an zu sprechen.
  • Fünfter Tipp: Kaufe meine Hör-CD, trainiere Deine Stimme und bereite Dich mit der Gorillataktik auf Deine Stimmauftritte vor. Viel Erfolg!

Eva Loschky, herzlichen Dank für die Tipps!

Hier findest Du unsere Rezension des Hörbuches.
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