Weihnachtsmärkte, Weihnachtsfeiern und Advents-Treffen finden statt und viele Menschen stöhnen schon wieder unter der Flut der Termine, Aufgaben und Erwartungen, die sie erfüllen „müssen“.

Überprüfe doch mal, welchen Erwartungen Du in diesem Jahr nicht mehr entsprechen willst. Breche mit Routinen und Ritualen, die Du eh noch nie so richtig mochtest und befreie Dich von Erwartungen:

  • Erwartungen, die wir selbst an uns stellen.
  • Die wir aus Hochglanzzeitschriften übernehmen.
  • Die wir von Eltern, Geschwistern, Freunden übernehmen.

Nutze den heutigen 2. Adventssonntag, um Erwartungen an Dich zu überprüfen – und Dich von hinderlichen Erwartungen zu befreien.

Die folgende Geschichte aus meinem Buch „LMAA – 66 Mini-Plädoyers für mehr Mut, Leichtigkeit und Gelassenheit“ (Geschenktipp zu Weihnachten! 🙂 ) mag Dich dabei unterstützen.

Ein Vater zog mit seinem Sohn und mit einem Esel in der Mittagsglut durch die staubigen Gassen von Keshan.

Kaum waren sie wenige Schritte neben dem Tier hergegangen, machte sich ein Fremder über sie lustig: „So dumm möchte ich nicht sein. Wozu führt ihr denn den Esel spazieren, wenn er nichts leistet, euch keinen Nutzen bringt und noch nicht einmal einen von euch trägt?“ Nach kurzer Überlegung setzte sich nun der Vater auf den Esel, den der Junge führte. ((Illu “Esel”))

„Der arme Junge“, sagte da ein Vorübergehender. „Seine kurzen Beinchen versuchen mit dem Tempo des Esels Schritt zu halten. Wie kann man so faul auf dem Esel herumsitzen, wenn man sieht, dass das kleine Kind sich müde läuft?“ Der Vater nahm sich dies zu Herzen, stieg ab und ließ den Jungen aufsitzen.

Gar nicht lange dauerte es, da erhob schon wieder ein Vorübergehender die Stimme: „So eine Unverschämtheit. Sitzt doch der kleine Bengel wie ein Sultan auf dem Esel, während sein armer, alter Vater nebenherläuft.“ Dies schmerzte den Jungen, und er bat den Vater, sich hinter ihn auf den Esel zu setzen.

„Hat man so etwas schon gesehen?“, keifte nun eine Frau. „So eine Tierquälerei! Dem armen Esel hängt der Rücken durch, und der alte und der junge Nichtsnutz ruhen sich auf ihm aus!“

Die Gescholtenen schauten sich an und stiegen beide, ohne ein Wort zu sagen, vom Esel herunter. Daraufhin entschlossen sich Vater und Sohn, den Esel an eine Stange zu binden und bis nach Hause zu tragen. Als sie dort ziemlich spät und völlig erschöpft ankamen, sagte die Frau: „Ihr seid vielleicht zwei Dummköpfe! Warum lasst ihr den Esel nicht selber zu seinem Stall laufen?“

Der Vater schob dem Esel eine Handvoll Stroh ins Maul und legte die Hand auf die Schulter seines Sohnes. „Gleichgültig, was wir machen“, sagte er, „es findet sich doch jemand, der damit nicht einverstanden ist. Ich glaube, wir müssen selbst wissen, was wir für richtig halten.“

Frei nach: Nasreddin Hodscha. 666 wahre Geschichten. Hrsg.: Ulrich Marzolph, C.H. Beck, München 1996, S. 196 f.

Wie ist das bei Dir? Wie befreist Du Dich in diesen Tagen von unliebsamen Erwartungen?

Frisch für Euch aufbereitet im Advent 2023