Leidest Du an Aufschieberitis?

An Prokrastination?

Ist Deine laaaaaange Bank endlos lang?

Willkommen im Club!

Wer kennt sie nicht, diese nervigen Aufgaben, die sich wie Klammeraffen an uns festkrallen. Meist sind es kleine Dinge, die wir genauso gut auch gleich erledigen könnten, nur sind wir dafür in der Regel zu unmotiviert.

Das mach ich morgen!“, denken wir uns. Und schwupps leiden wir an Prokrastination – lateinisch für pro = für und cras = morgen.

Also nur halb so schlimm, dass wir die Aufgabe auf morgen geschoben haben, oder? Natürlich vergessen wir aber dann die Hälfte wieder und für die andere Hälfte haben wir „später“ auch keine Zeit. Das Ergebnis: wir sind frustriert, haben zig Aufgaben im Hinterkopf und können uns deshalb nicht richtig auf die jetzige Aufgabe konzentrieren. Am Ende des Tages haben wir automatisch das Gefühl, nichts geschafft zu haben.

Unser TOP-7-Kniffe bringen Dich ins Tun und schlagen der Aufschieberitis ein Schnippchen.

Aber vorab: ist Aufschieberitis generell schlimm????

Aufschieberitis ist nicht generell schlimm. Denn manchmal kann es durchaus sinnvoll sein, Aufgaben oder Entscheidungen liegen zu lassen. Weil Lösungen in uns reifen müssen. Weil durchdachtes Vorgehen besser ist, als Aktionismus. Zu einem Problem wird die lange Bank allerdings, wenn Du ständig Abgabetermine verbummelst, Du auf den letzten Drücker nur mehr fehlerhafte oder qualitativ schlechte Leistungen bringst oder wenn die ständig offenen To-Do´s Dir seelisch oder körperlich zu schaffen machen (Schlaflosigkeit, Stress-Symptome….).

Interessanterweise leiden vorallem Menschen unter Aufschieberitits, die sich im Prinzip ihre Zeit selber einteilen können (Studenten, Berufstätige im Homeoffice oder Freiberufler): fehlt der Druck von außen, geben wir dem Druck von innen nach. Zunächt verständlich, denn die Flucht in völlig unwichtige Tätigkeiten wie Mailschecken, auf Social-Media stöbern, die Küche putzen oder die Blumen gießen bringt einen kurzfristigen Kick und hat in der Regel keine negativen Konsequenzen für uns.

Dich ärgert Deine Aufschieberitis? Dann lass uns was dagegen tun. JETZT!

Aufschieberitis-Kniff #1: Die lange Bank ausmisten

Wirf zunächst einen Blick auf Deine lange Bank und schreibe auf, was da so alles liegt.

Frage Dich nun, ob die einzelnen Aufgaben, die dort liegen WIRKLICH gemacht werden müssen. Oder sind da auch viele „Könnte-Tun-Aufgaben“ dabei? Also Aufgaben, die Du tun könntest, hättest Du alle Zeit der Welt. Also nie! Was wäre die Konsequenz, wenn Du diese Aufgaben nicht erledigst? Wie schlimm wären die Folgen, wenn Du die Aufgabe nicht machst? Bei vielen Aufgaben wirst Du schnell erkennen, dass sie absolut keine Prio haben – und dann kannst Du sie genüsslich streichen.

Aufschieberitis-Kniff #2: Das Direkt-Prinzip

Ein gängiges Zeitmanagement-Tool um schnell ins Tun zu kommen ist das Direkt-Prinzip: Um der Aufschieberitis-Falle zu entkommen, entscheide einfach direkt, was mit der Aufgabe geschehen soll:

  • direkt erledigen
  • direkt ablegen
  • direkt planen
  • direkt delegieren

Super! Problem gelöst! Oder vielleicht doch nicht???

Was sich ganz einfach und logisch anhört, funktioniert im Alltag irgendwie nicht. (Schließlich entscheide ich auch direkt, wenn ich sage „Das mach ich später“)
Aber selbst wenn wir es uns wirklich vornehmen, alles sofort wegzuarbeiten, was uns in die Hände fällt, lässt sich das nicht so einfach umsetzen. Das hat mehrere Gründe.

Aufschieberitis-Grund #1: Störungen & Überfälle

Zum einen ist es in den seltensten Fällen so, dass wir ungestört arbeiten können. Da sitz ich gerade an einem wichtigen Artikel, plötzlich klingelt das Telefon und schon hab ich mich verquatscht. Dabei kommt mir eine geniale Idee, und schon bin ich mit den Gedanken ganz wo anders. Der Artikel ist natürlich vergessen. Wenn wir Dinge also wirklich erledigen wollen, sollten wir unseren Mitmenschen eindeutige Signale geben, damit wir nicht gestört werden.

Zum anderen werden wir häufig von den kleinen Aufgaben überfallen. Ja, genau! Und zwar in Form von netten Kollegen, die unschuldig ins Zimmer schauen und fragen „Du, hättest Du nicht gerade ein paar Minuten…“. „Na klar, immer doch.“, sagst Du dann automatisch und schon hast Du wieder ein paar Kletten mehr am Hals. Problematisch sind dabei nicht die Aufgaben, die Du sofort abhaken könntest, sondern vielmehr die, auf die Du keine Lust hast, sie aber aus Freundlichkeit annimmst.

Überlege Dir in solchen Fällen gut, ob Du dem anderen noch einen Gefallen schuldest (dann aber auch gleich erledigen), oder ob derjenige gerade genauso wenig Lust darauf hat wie Du. Sage ihm in solchen Fällen ganz klar, dass Du gerade zu tun hast.

Aufschieberitis-Grund #2: Warten auf „Zulieferer“

Zudem dürfen wir auch eins nicht vergessen: Nicht jede Aufgabe lässt sich sofort erledigen. Du wartest noch auf die Zusage von ein paar Gästen für Deine Party? Natürlich macht es keinen Sinn, gleich einkaufen zu gehen. Oder: Dein Projekt würdest Du am liebsten sofort fertigstellen, aber Du brauchst noch die Daten von einem Kollegen.

Meist hängt mehr an einer Aufgabe, als wir auf den ersten Blick sehen. Dann sind wir über den „Rattenschwanz“ enttäuscht und bekommen das Gefühl, die Dinge nicht zu Ende zu bringen. In solchen Situationen ist es am besten, Du machst Dir im Kopf eine Notiz „Im Moment nicht mein Problem!“ und akzeptierst, dass diese Aufgabe auf die lange Bank kommt.

„Schön und gut“, denkst Du jetzt wahrscheinlich, „aber solche aufgeschobenen Aufgaben vergess ich grundsätzlich.“ Damit Dir das nicht passiert, mache einen Eintrag in Deiner Reisenden To-Do-Sammlung. Dort ist sie gut aufgehoben und Du kriegst Deinen Kopf frei für die dringenden Dinge.

Nutze das Direkt-Prinzip, wenn es sich für Dich sinnvoll anfühlt. Ansonsten nutze unsere anderen Kniffe.

Aufschieberitis-Kniff #3: Vier-Minuten-Jobs

In meinen Seminaren nenne ich es die „Tu´s-gleich-Regel“. In meinem Buch „Zeitmanagement – Das Übungsbuch“ – das übrigens auch auf Russisch erschienen ist – hat es als „Übung zu meinen Vier-Minuten-Jobs“ Eingang gefunden (vgl. S. 8).

Und so geht´s:

  • Denke einen kurzen (!) Moment nach.
  • Welche Aufgabe, die Du schon lange aufschiebst, braucht mit Sicherheit nicht länger als vier Minuten? Ein Formular ausfüllen? Ein Telefonat führen?
  • Mache diese Aufgabe JETZT.
  • Fertig 🙂

Aufschieberitis-Kniff #4: Nur 2 Minuten

Das Schwierigste, wenn wir Aufgaben vor uns herschieben, ist das Anfangen. Deshalb nimm Dir beim nächsten Aufschiebe-Anfall vor, diese Aufgabe jetzt nur zwei Minuten lange zu machen.

  • Stelle gerne dazu einen Count-Down-Zähler oder Wecker.
  • Beginne die Aktivität.
  • Der Wecker klingelt – höre auf, die Aufgabe zu bearbeiten. Und nimm Dir in den kommenden Stunden oder Tagen vor, weitere zwei Minuten daran zu arbeiten.
  • Du bist jetzt gerade gut drin in der Aufgabe und willst lieber weitermachen? Nur zu – und Glückwunsch: Du hast soeben Deine Aufschieberitis besiegt.

Aufschieberitis-Kniff #5: „Drei Goldenen Nüsse“ knacken

Seit ich die Methode der „Drei Goldenen Nüsse“ in meinen Seminaren und Büchern vorgestellt habe, bekomme ich viele begeisterte Mails ob der fulminanten Wirkung. Und so funktioniert dieser Kniff:

Schritt #1: Schreibe in Deiner „Reisende To-Do-Sammlung“ oder auf einen extra Zettel immer wieder Aktivitäten aus drei Kategorien:

  • Goldene Nuss Nummer 1: Eine Aufgabe, die Dich Deinen beruflichen oder persönlichen Zielen näher bringt.
  • Goldene Nuss Nummer 2: Eine Aufgabe, die Du ekelhaft unangenehm findest.
  • Goldene Nuss Nummer 3: Eine Aufgabe, die Du schon lange vor Dir herschiebst.

Schritt #2: Streue dann willkürlich „Goldene Nüsse“ locker in Deinen Termin-Kalender ein.

  • Arbeitest Du mit einem Papier-Kalender, dann male alle paar Tage eine „Goldene Nuss“ in den Kalender.
  • Organisierst Du Dich mit Outlook&Co. dann schreibe „Goldene Nuss“ ein- oder zweimal die Woche auf. Markiere den Kalendereintrag farbig – wie das geht habe ich hier erklärt.

Schritt #3: Tun – oder auch nicht!

Wann immer an einem Tag eine „Goldene Nuss“ auftaucht, frage Dich: möchte ich heute eine knacken? Ja, dann los! Suche Dir eine der notierten Aufgaben aus und  – knack! Du hast heute wirklich keine Lust? Kein Problem – dann bedanke Dich bei der Goldenen Nuss für die nette Erinnerung und sage  „Vielleicht gerne beim nächsten Mal.“

Die Goldenen Nüsse sind eine meiner Lieblingsideen, die ich entwickelt habe und die bereits von vielen meiner Seminarteilnehmer erfolgreich tagtäglich angewendet wird. Sie helfen uns, Aufschieberitis zu bezwingen. Sie bringen uns ins Tun und sind außerdem eine prima Motivation, um am Ball zu bleiben.

Aufschieberitis oder Prokrastination – mit den Goldenen Nüssen kein Problem mehr

Auf diese Weise, haben mir Menschen berichtet, haben sie ein Buch geschrieben, ein Unternehmern gegründet, die Wohnung entrümpelt und viele mehr. Wenn wir  morgens schon eine „Goldene Nuss“ geknackt haben, gibt uns das Power für den ganzen Tag. Wir können stolz auf uns sein, und das beflügelt, die anderen Aufgaben des Tages mit Elan zu erledigen.

Wichtig ist, dass Du Dir dabei keine Mammutaufgaben vornimmst, die Dich für den restlichen Tag blockieren. Suche lieber kleine Nüsse, die Dir dann Schwung für den restlichen Tag geben.

Aufschieberitis-Kniff #6: Es brennt!

Du kennst Dich selbst, dass Du vom Hundersten ins Tausendste kommst, weil überall Ablenkungen lauern? Dann versuche morgen mal sofort mit dem anzufangen, was Du heute als Wichtig erachtest. Nutze dazu beispielsweise die 25.000-Dollar-Methode, eine wunderbar plakative Herangehensweise, ob sofort ins Tun zu kommen.

Aufschieberitis-Kniff #7: Der Sache auf den Grund gehen

Aufschieben ist Dir bereits dermaßen in Fleisch und Blut übergegangen, dass Du das Gefühl hast, das komplette Leben in Wartehaltung zu verbringen? Dann gehe den tatsächlichen Ursachen für Dein Vermeidungsverhalten auf den Grund. In meinen Buch „Organisieren Sie noch oder leben Sie schon?“ (3. Auflage, 2017, S. 241ff) beleuchten wir dieses Thema ebenfalls.

Hier die häufigsten Gründe, was uns am Anfangen hindert. Wo erkennst Du Dich wieder?

  1. Ich bin ein Perfektionist – und wenn ich Bedenken haben, dass ich diese Aufgabe nicht perfekt hinbekommen kann, dann mache ich es eben gar nicht.
  2. Ich habe Angst, dass mir Fehler unterlaufen oder ich scheiter.
  3. Ich habe Angst vor dem Erfolg. Ja auch das gibt es. Denn wenn wir Aufgaben gut erledigt haben, und wir dann z.B. in der Folge weitere Aufgaben dieser Art erhalten oder gar einen Beförderung – da kann die Aussicht auf die Mehrarbeit uns gewaltig lähmen.
  4. Ich fühle mich von der Aufgabe überfordert.
  5. Ich fühle mich von der Aufgabe unterfordert.
  6. Meine Aufgaben haben keine Frist – da kann ich ja entspannen.
  7. Die Aufgabe ist irgendwie zu groß, zu unüberschaubar – ich weiß gar nicht, wo ich anfangen sollte.
  8. Ich kann mich in der Fülle all meiner offenen Aufgaben nicht entscheiden, mit welcher ich anfangen soll – da tue ich lieber gar nichts.
  9. Ich bin doch total beschäftigt mit vielen Dingen – da finde ich gar keine Zeit für diese Aufgabe.
  10. Andere Tätigkeiten verschaffen mir eine schnellere Befriedigung, ein schnelleres Erfolgserlebnis.
  11. Ich bin zur Zeit einfach nur müde, und kann mich zu gar nichts aufraffen. In diesem Fall: schlafe Dich aus, mache Urlaub und das Problem erledigt sich von selbst.
  12. Aufschieben bringt mir Vorteile, weil beispielsweise Kollegen oder Familien-Mitglieder für mich auf den letzten Drücker in die Bresche springen.
  13. Ich habe Angst vor der Leere danach. Das erleben wir beispielsweise, wenn wir wichtige Etappen unseres Lebens abschließen und nicht wissen, wie es danach weitergeht. Wer dann die anstehenden Aufgaben aufschiebt, schiebt idealerweise auch das Probleme der Leere weg. Kurzfristig ein Gewinn – langfristig klare Selbstsabotage.

Wie ist das bei Dir? Was könnte Dein Hemmschuh sein, warum Aufschieberitis DEIN Thema ist?

Ist es auch bei Dir das „Gut ist nicht gut genug!“? Klar, gibt es immer wieder Aufgaben, die zwar prinzipiell nicht lange dauern würden, aber wir möchten sie gerne perfekt erledigen. Leider haben wir dafür aber gerade nicht die Zeit, und schon werden sie auf „später“ verschoben. Unser Perfektionsdrang hindert uns aber nicht nur daran, Dinge gleich zu erledigen. Er kostet uns auch mehr Zeit, als wir eigentlich bräuchten. Denn je mehr Zeit wir uns nehmen, desto länger brauchen wir auch für eine Aufgabe. Die Folge ist, dass wir längst nicht so schnell vorwärts kommen, wie wir es uns wünschen und am Abend enttäuscht nach Hause gehen. Überlege deshalb immer, ob „Gut“ nicht vielleicht schon gut genug ist. „Perfekt“ ist zwar schön, muss aber nicht immer sein.

Unsere wirklichen Bremser zu enttarnen ist der erste Schritt zur Veränderung.

  • Finde heraus, was Dich zum Aufschieben „zwingt“, welche Saboteure Dir das Leben schwer machen.
  • Frage Dich dann: was kann ich tun, um meinen Bremser zumindest ein bisschen kleiner zu machen? Was fällt Dir ein? Zu jedem Bremser gibt es auch immer einen guten Ins-Tun-Bringer :-).

Teile gerne Deine Erfahrungen, was bei Dir zu Aufschieberitis führt – und wie Du Dir selbst hilfst – hier als Kommentar. Ich freue mich auf die Diskussion mit Euch.

(Frisch aufbereitet für Euch)

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