„Wenn wir das ausbaden, was heute angestellt wird, dann sind die, die wir zur Rechenschaft ziehen könnten, längst tot.“

Das sagt ein 14jähriger.

Auf der Bühne des Querdenkerkongresses 2011 in München.

Etliche hundert Erwachsene sitzen im Plenum – gebannte Stille.

Es war dieser Satz, der mich für das Tun von Felix Finkbeiner komplett eingenommen hat. Normalerweise mag ich es nicht, wenn Kinder auf Bühnen stehen und (oftmals pseudokluge) Reden halten.

Aber dieser kleine Kerl, mit Wut aber auch positiver Kraft in der Stimme, ja der hat ein Recht dort zu stehen.

Hast Du Kinder? Frag sie mal, ob sie Felix und seine Aktion „Plant for the planet“ (http://www.plant-for-the-planet.org/de)  kennen. Könnte sein. Denn die Kinderwelt zieht mit ihm an einem Strang.

Felix Finkbeiner: Machen statt Reden

Felix Finkbeiner hat ein großes Ziel: Die Welt vor dem Klimawandel retten. Dafür hat er vor fünf Jahren die Schülerinitiative Plant-for-the-Planet gegründet. Seine Idee: Wenn jeder Mensch nur ein paar Bäume pflanzen würde, könnten wir alle etwas gegen den Klimawandel tun und müssten nicht auf irgendwelche Beschlüsse und Gesetze von Politikern warten. Der Gedanke kam ihm, als er mit neun Jahren in der Schule ein Referat zum Klimaschutz halten sollte. Am Ende seines Referates nennt er seine Vision: „Lasst uns bis 2009 eine Million Bäume pflanzen.“

Und es blieb nicht bei dem einen Referat.

Schnell durfte er in anderen Klassen und bald auch an anderen Schulen vortragen. Sein Verbreitungskonzept ist ganz einfach: er will anderen Kindern beibringen, was er selbst weiß, damit diese dann ebenfalls andere zum Mitmachen bewegen können. Die Eltern anderer begeisterter Kinder haben daraus die „Plant-for-the Planet Foundation“ gegründet und treiben das Projekt heute voran.

In Akademien lernen Kinder, selbst Vorträge zu halten und „Botschafter“ zu werden. Heute gibt es bereits über 11.000 Botschafter in über 100 verschiedenen Ländern. Fast 4 Millionen Bäume wurden bisher gepflanzt, weitere 2,16 Milliarden Bäume sind von den Kindergruppen weltweit derzeit fest eingeplant. Im Februar 2011 stand Felix Finkbeiner vor der UN in New York und hat seine utopisch klingende Vision vorgestellt: Bis 2050 wollen die Kinder 1.000 Milliarden Bäume pflanzen (lassen). „Es klingt viel, aber wir können es schaffen!,“ ruft er in den Saal.

Felix und seine Leidenschaft für sein Projekt macht mich neugierig und möchte unbedingt wissen, wie das Leben eines 14-jährigen Aktivisten aussieht, dessen Idee um die Welt reist. Reist er auch viel? Wie funktioniert das denn mit der Schule? Wer stemmt die Arbeit im Hintergrund?

Ein kreativer Chaot und sein Team

Nach seinem Vortrag treffen wir uns zum Interview und erzählt unaufgeregt, bescheiden und sympathisch, dass er selbst ja nur wenige Vorträge hält, eben genau so viele, wie er Zeit dafür hat. Vier Wochen war ein diesem Jahr am Stück unterwegs – in den Sommerferien. „Und dann können ja ganz viele andere Kinder reden und Vorträge halten.“ Er sei nur einer von vielen.

Und wir läuft das bürokratisch ab? So eine Stiftung muss doch geführt und gemanagt werden? Ja, schon. Aber – ganz im Sinne eines Kreativen Chaoten – hat Felix sich nicht mit systematischem Abarbeiten belastet. Er hat mit seiner Idee eine Sache angestoßen, die andere Menschen so begeistert, dass sie auch ohne ihn läuft – er kann ganz entspannt weiter zur Schule gehen. Er hat „Fans“ gefunden, die in einem Büro den organisatorischen Unterbau stellen, während er selbst die Galionsfigur der Initiative ist. Ist er viel in diesem Büro? Nein, das machen die Erwachsenen. Hat er die Mitarbeiter eingestellt, bzw. sich angeschaut? Nein, darum kümmern sich die anderen – so gut, dass aus der Stiftung eine Organisation mit fast 20 Mitarbeitern entstanden ist.

Was sagten die Eltern? Am Anfang seien sie keine große Unterstützung gewesen, haben es eher passiv mitverfolgt, erinnert sich Felix. Dann aber habe er Gas gegeben, eine Pressekonferenz machen wollen, und sein Vater habe ihn dabei voll unterstützt. Mit Erfolg: 500 Medien waren damals vor Ort, um über die Initiative „Pant for the Planet“ zu berichten.

Und das alles, weil er für seine Sache brennt!

Nimm Dir Felix Finkbeiners Erfolg als Kreativer Chaot zu Herzen: wenn Du eine gute Idee hast, dann suche Dir Fans, die Deine Idee umsetzen und wiederum andere dafür begeistern. Gib ab, was Du nicht selbst machen willst – andere Menschen werden Dich mit Freude unterstützen.

Also los! Machen wir uns ans Bäume pflanzen!

Ganz nach dem Motto der Werbekampagne von Plants-for-the-Planet: „Stop talking. Start planting.“

Nachtrag 2020: In unserem Adventskalender 2019 haben wir pro Kommentar der Leser*innen einen Baum pflanzen lassen 🙂 Insgesamt waren es 1.000 Bäume!

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